Dr. Martin Büchner - Vorsitzender - Ehrenvorsitzender

*14.10.1932 - + 12.01.2022


Am 12.01.2022 verstarb nur 2 Tage vor seinem  90. Geburtstag Dr. Martin Büchner. Mit ihm verliert nicht nur das Naturkunde-Museum der Stadt Bielefeld, sondern auch unser Naturwissenschaftlicher Verein für Bielefeld und Umgegend e.V. eine Persönlichkeit, die gleichermaßen Museum und Verein über Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat.

 

Martin Büchner wurde am 14.01.1932 in Meiningen (Thüringen) geboren. Sein Elternhaus, das „Büchnersche Hinterhaus“ gilt bis heute als das schönste Haus von Meiningen. Nach dem Abitur im Jahr 1950 floh Martin Büchner aus seiner Heimat (frühere DDR), weil ihm dort ein Studium verboten wurde,  in die Bundesrepublik Deutschland. Hier erfolgte das Studium der Geologie, Paläontologie und Mineralogie an den Universitäten Tübingen, Münster und Gießen mit dem Abschluss als Diplom-Mineraloge. Es folgten die Promotion, die Tätigkeiten als Hochschulassistent am Institut für Mineralogie und Petrologie der Universität Gießen und anschließend als Hospitant am Übersee-Museum zu Bremen.

 

1964 kam Dr. Martin Büchner nach Bielefeld aufgrund der Zusage, das nach dem Kriege auf ein kümmerliches Provisorium geschrumpfte Bielefelder Naturkunde-Museum wieder neu aufbauen zu können und übernahm die Leitung vom Naturkunde-Museum. Die Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung vergingen allerdings, ohne dass diese Zusage eingehalten und der Traum von einem Umzug in die Neue Hechelei verwirklicht werden konnte. Als sich ihm aber die Gelegenheit bot, sicherte Martin Büchner den Spiegelschen Hof und verschaffte damit dem Naturkunde-Museum wenigstens eine kleine, aber feine Adresse, die es bis heute behalten hat.

 

Trotz wenig geeigneter Ausstellungsräume  baute Dr. Martin Büchner das Naturkunde-Museum zu einem bedeutenden Schwerpunkt der westfälischen geologischen Wissenschaft aus und Bielefeld war in dieser Zeit unter Fachleuten eine erste Adresse der erdwissenschaftlichen Regionalforschung.

 

Die Leitung des Naturkunde-Museums hat Dr. Martin Büchner bis zu seiner Pensionierung am 31.01.1997 innegehabt.

 

Parallel zu seiner Tätigkeit im Naturkunde-Museum engagierte sich Martin Büchner im Naturwissenschaftlichen Verein für Bielefeld und Umgegend e.V. So wurde er bereits 1964, seinem Antrittsjahr im Naturkunde-Museum, nicht nur Mitglied im Naturwissenschaftlichen Verein, sondern auch zum Beiratsmitglied ernannt. 2 Jahre später, 1966, wurde er ins Amt des 1. Schriftführers berufen. Dies entsprach damals einer Vereinsgeschäftsführung.

 

1976 wurde Martin Büchner Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend e.V und behielt diesen Posten bis 1999, somit beachtliche 23 Jahre. Im Rahmen dieser Tätigkeit war Martin Büchner  Mittler zwischen Verein und Naturkunde-Museum, organisierte und leitete ungezählte große und kleine, vielfach überregionale Exkursionen und übernahm Tätigkeiten im Rahmen der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit (u.a. Vereinsausstellungen, Infostände, Jahrestagungen, Bestimmungskurse, etc). 1999 mit seinem Ausscheiden als Vorsitzender  wurde Dr. Martin Büchner hochverdient zum Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins ernannt.

 

Sein Herzblut galt aber hier wie auch im Naturkunde-Museum der Geologie und so leitete er 40 Jahre lang, von 1965 bis 2005, die Arbeitsgemeinschaft Erdwissenschaften im Naturwissenschaftlichen Verein. Nicht nur während dieses Zeitraumes, sondern bis zuletzt war Dr. Martin Büchner für den Verein und das Naturkunde-Museum Ansprechpartner für geologische Fragestellungen.

 

Seinen „Ruhestand“ nutzte er, sich mit vollem Einsatz einem großen Projekt zwischen Verein und Museum zuzuwenden, welches bereits 1995 begonnen hatte und dem Aufbau einer geologischen Sammlung für das Naturkunde-Museum diente.  So bearbeitete und inventarisierte er mit  Mitgliedern der Geologischen Arbeitsgemeinschaft im Zeitraum von 1995 bis 2009, d.h. im wesentlichen nach seiner Pensionierung, ca. 50.000  erd­geschichtliche Belege, vor allem Fossilien, die auf Vereins-Exkursionen für das Naturkunde-Museum gesammelt worden waren.

 

Den bedeutendsten Fund machte Dr. Martin Büchner im Jahr 1975. So fand er auf einer Bauschuttdeponie in der Nähe des Eisernen Antons einen versteinerten Schädel eines vor 224 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenlurches. Dieser aus der Urzeit stammende Saurier wurde nach seinem Entdecker benannt und trägt den Namen „Cyclotosaurus buechneri“.

 

Neben diesen bereits zeitraubenden Tätigkeiten engagierte sich Dr. Martin Büchner aber auch vielfach im kulturellen und politischen Bereich. So gehörte er 1999 zu den Gründungsmitgliedern des Werburg-Vereins in Spenge und setzte sich seither für den Erhalt und die Sanierung dieser historischen Anlage ein und erhielt im Jahr 2010 den Kulturpreis der Stadt Spenge verliehen.

 

Zusätzlich war Dr. Martin Büchner für die CDU 20 Jahre lang – von 1989 bis 2009 – Mitglied im Spenger Stadtrat.  Auch im Stadtarchiv leistete er laut dem ehemaligen Landrat Manz "wertvolle Hilfe bei der Aufarbeitung alter Dokumente und habe als Schiedsmann vor allem durch sein "ausgleichendes Wesen" so manchen Streit zwischen zwei Konfliktparteien lösen können“

 

Erwähnenswert ist auch der persönliche Kontakt von  Dr. Martin Büchner zur Familie Böckstiegel, weshalb er  2008 in den Vorstand des P.A. Böckstiegel Freundeskreis e.V. gewählt. wurde

 

Zu diesem bereits beeindruckenden naturwissenschaftlichen sowie kulturellen Engagement kamen zahlreiche Veröffentlichungen, die zumeist auf ehrenamtlicher Basis enstanden, viele hiervon zusammen mit Vereinsmitgliedern des Naturwissenschaftlichen Vereins (u.a. Adrian, Seraphim)

 

Aufgrund seiner beachtlichen Verdienste wurde Dr. Martin Büchner am 19.08.2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande vom damaligen Herforder Landrat Christian Manz verliehen. Die Feierstunde fand  in der Werburger Scheune (Spenge) statt und bildete einen äußerst passenden und würdevollen Rahmen für diese Ehrung. 

 

Der Tod Dr. Martin Büchners ist ein großer Verlust für Museum, unseren Verein, die Stadt Bielefeld und die geowissenschaftliche Regionalforschung. Viele Bielefelder und insbesondere unsere Mitglieder erinnern sich bis heute sehr gerne an die vielen von ihm  geleiteten Bustouren vor allem zum Sammeln von geologischen Exponaten in den damals noch zugänglichen Steinbrüchen, für  viele bis heute ein unvergessliches Erlebnis.

 

Mit Martin Büchner geht eine Epoche unseres Vereins unwiderbringlich zu Ende, bald 60 Jahre prägte  er unseren Verein und hielt bis zuletzt wissenschaftlichen, aber auch engen persönlichen Kontakt zu uns.

 

Er fehlt bereits jetzt, als Wissenschafler, aber auch einfach als Mensch und wir hätten gerne seinen 90. Geburtstag mit ihm zusammen gefeiert.

 

Der Naturwissenschaftliche Verein für Bielefeld und Umgegend e.V. wird sein Andenken in Ehren halten, unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie. 

 

Claudia Quirini-Jürgens (Vorsitzende Naturwiss. Verein)